Deutsche Meisterschaften im japanischen Bogenschießen in Hannover
Deutsche Meisterschaften im japanischen Bogenschießen in Hannover
Vizetitel für Reinhard Kollotzek vom Kyudoverein Neandertal/Erkrath
Am 22. und 23.6.2019 fanden in Hannover die Deutschen Meisterschaften der Kyudoka statt. In vier Disziplinen wurden die besten Einzelschützen und die besten Mannschaften ermittelt. Insgesamt waren über 100 Teilnehmerplätze besetzt.
Vor Beginn der Meisterschaft schoss der Ehrenpräsident des DKyuB, Feliks Hoff (Kyoshi 6. Dan) eine Eröffnungszeremonie. Durch dieses „Yawatashi“ wird der Schießplatz überpüft und für den Wettkampf freigegeben. Hoff hatte vor 50 Jahren den ersten Kyudolehrgang in Hamburg besucht, dort den ersten Verein gegründet und somit den Startschuss für das organisierte japanische Bogenschießen in Deutschland gegeben.
Die Zielscheiben symbolisieren den Brustpanzer der Samurairüstung und stehen in 28m Entfernung kurz über dem Boden. Dieses war die Kampfentfernung der Bogenschützen bei den überlappenden Reichweiten der Schwerter, Hellebarden und Lanzen.
Der erste Wettkampf war die Meisterschaft der „Sempai“. In dieser höchsten Leistungsklasse in Deutschland sind alle Schützen, die mindestens den 5. Dan (Meistergrad) haben. 12 waren angetreten. Die Besonderheit dieses Wettkampfes ist, dass nach einer Vorrunde nur die Schützen weiterkommen, die eine Mindesttrefferzahl haben. Diese stechen dann Schuss um Schuss um den Sieg. Das erinnert an die Herkunft dieser Schießkunst. In kriegerischen Auseinandersetzungen gewann nur der Schütze, der traf.
In der Vorrunde dominierten zwei Schützen: Shigeyasu Kameo (Kyoshi 6. Dan) aus Waldniel (NW) und Reinhard Kollotzek (5. Dan) vom Kyudoverein Neandertal (NW). Nur diese beiden konnten um den ersten Platz stechen. Da Shigeyasu traf und Reinhard einen Pfeil verschoss, blieb für Reinhard nur der Titel „Vizemeister“.
Der dritte Platz wurde von den 10 übrigen Schützen mittels „Enkin“ ermittelt, d.h. Sieger ist derjenige, der die Scheibe zentraler trifft. Das war Michael Lehmann (HE).
Anschließend fand der Wettkamp der Schützen mit dem 1. - 4. Dan (Meistergrad) statt. Daran nahmen 33 Schützen teil. Hierbei unterlagen die ersten 4 Pfeile einer Stilwertung, um den Schützen zu küren, der technisch am besten und am schönsten schoss. Den Stilpreis gewann Nadine Wolfsteiner (BY).
Für die Teilnahme an der Endrunde war dann jedoch das Trefferergebnis ausschlaggebend. 16 Schützen kamen in die Endrunde. Simon Grunert (BE) blieb fehlerfrei und belegte den 1. Platz. 3 Schützen mussten um die folgenden Plätze stechen. Steff Kommnick (HH) traf zentraler und belegte den 2. Platz, Larissa Merkel (BE) Platz 3.
Am zweiten Tag wurde der Wettkampf mit einer besonderen Zeremonie eröffnet: „Hitotsu mato za sharei“ genannt. Drei Schützen schossen wechselweise auf ein Mato. Feliks Hoff (Kyoshi 6. Dan), Shigeasu Kameo (Kyoshi 6. Dan) und Sven Zimmermann (Renshi 6. Dan) zeigten in technischer und ästhetischer Perfektion, wie Kyudo in seiner Bestform aussieht. Hier wird der Treffer vorausgesetzt. Hinzu kommt der abgestimmte harmonische Bewegungsablauf der Gruppe, der die höchste Konzentration wiederspiegelt.
Im Abschuss ist dann erkennbar, dass nicht nur der Körper schießt, sondern auch der Geist einen großen Einfluss hat. Dieser hohe mentale Einfluss hat auch dazu geführt, dass Kyudo in Verbindung mit Zen gebracht wird.
Diesem Vorbild wollten nun die insgesamt 9 Mannschaften mit insgesamt 34 Teilnehmern nacheifern. Jedes Bundesland konnte eine Mannschaft schicken, zu der 3 Schützen und ein Reserveschütze gehörten. Bei diesem Wettkampf wurden nur die Treffer gewertet. Nach insgesamt 48 Schüssen pro Mannschaft stand der Sieger fest.
In der letzten der 4 Runden trafen bis auf einen alle Pfeile der Mannschaft des VfL Wolfsburg (NI), der den 1. Platz belegte, gefolgt vom Alsterdojo (HH) und der Mannschaft aus BW nach Stechen mit HE.
Anschließend starteten die Schützen ohne Dan-Grad in der Kyu-Meisterschaft. 25 „Schüler“ stellten sich der Herausforderung. Um sicherzustellen, dass technisch korrekt geschossen wurde, gab es eine Vorrunde mit Stilwertung, nur die 16 Schützen mit der höchsten Punktzahl kamen weiter. Den Stilpreis gewannen Franziska Wilhelm (BE) und Fritz Klein (BW) mit identischer Punktzahl. Im folgenden Tournament schied jeder Schütze ohne Treffer aus. Nach weiteren 6 Pfeilen wurde Michael Mücke (SH) erster, Platz 2 bzw. 3 erkämpften Uwe Teine (BW) und Jochen Wille (SH).
An dieser Stelle einen besonderen Dank an den Ausrichter, die Schiedsrichter und die vielen Helfer, die zu einem gelungenen Jubiläumswettkampf beigetragen haben.